Am Quellenwanderweg Q3 erinnert ein Monument an die Opfer der Hexenverfolgung im Lavanttal, deren Schicksal vor mehr als 500 Jahren in den Akten des Landgerichts St. Leonhard dokumentiert wurde. Das Monument, das am 18. Oktober 2025 offiziell eröffnet wird, verbindet historische Forschung mit künstlerischer Interpretation und lädt dazu ein, sich mit den Mechanismen von Ausgrenzung und Gewalt auseinanderzusetzen.
Das Monument ist vorerst temporär und befindet sich nahe dem Quellenwanderweg Q3 (Knappenbründlweg) – im Bereich zwischen Auenweg und Steinbruchweg. Dort ist auch eine Gedenktafel angebracht.



Fotos: Tom Biela
Im Jahr 1493 verurteilte man Cristina Trünkhlin, Barbara Ößlin und Wolfin als Hexen. Laut der Urgicht, dem unter Folter erpressten „Geständnis“, sollen die drei Frauen Schadenzauber gegen den Burgherrn Wolfgang von Pain angewandt haben. Der Prozess gilt als der erste im Raum Österreich, bei dem der Vorwurf des „Teufelspakts“ zu Hinrichtungen führte. Infolge des Prozesses wurden weitere Personen der Hexerei bezichtigt – die genaue Opferzahl ist unbekannt.
Das am Quellenwanderweg Q3 realisierte Monument erinnert an die drei Frauen und alle weiteren Opfer der Hexenverfolgung im Lavanttal. Während in der ersten Phase der Lavanttaler Hexenprozesse meist sesshafte Frauen verfolgt wurden, rückten ab 1650 zunehmend Männer, vor allem Vaganten ohne festen Wohnsitz, ins Visier – sie galten als Bedrohung der sozialen Ordnung.
Das Monument bezieht sich auf eine Passage aus der Urgicht von 1493: „Da sie nu beieinander gew[esen] sein, da sind sie überains worden […]“. Die ursprünglich gegen die drei Frauen gerichteten Worte, die der damaligen Rechtssprechung dazu dienen sollten, den Vorwurf des „Teufelspakts“ zu untermauern, werden umgedeutet und ins Heute übertragen:
„UEBERAINS WERDEN“ verweist auf solidarische Beziehungen und kann als „zusammenkommen“ oder „mehr als eine:r werden“ interpretiert werden. Die Worte können als Aufruf verstanden werden, heute wachsam zu sein gegenüber Mechanismen der Ausgrenzung, der Konstruktion von Sündenböcken und Formen geschlechtsspezifischer Gewalt.
„UEBERAINS WERDEN“ wird als Schriftzug südlich von Bad St. Leonhard auf einer Weide nahe der historischen Hinrichtungsstätte sichtbar. Die beim Mähen ausgesparten Buchstaben verändern sich je nach Mahd, Licht und Bewuchs – das Mähen selbst wird zur fortwährenden Erinnerungsarbeit.
Das Projekt wurde durch die freie Kulturinitiative Container 25 im Rahmen des Projekts „Nullpunkte der Gewalt im Lavanttal“ initiiert und von Adina Camhy konzipiert. Die Realisierung wird von der Gemeinde Bad St. Leonhard und dem Land Kärnten unterstützt.
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Adina Camhy studierte Architektur an der TU Graz und belegt aktuell den Master Crical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre recherchebasierten multimedialen Arbeiten werden im öffentlichen Raum, in Schwimmbädern oder Kaffeehäusern ebenso gezeigt wie auf Filmfestivals, in Kinos und Ausstellungen im In- und Ausland. Camhy interessiert sich für die drängenden Fragen unserer Zeit, für Technologie, Geschichte und Erinnerung, für Peripherien und Blicke unter Oberflächen. Sie erhielt Stipendien, Förderungen und Preise, wie zuletzt das Arbeitsstipendium für Bildende Kunst der Stadt Graz (2025). Für die Umsetzung des Monuments für die Opfer der Hexenverfolgung im Lavanttal erhielt sie das Jahresstipendium des Landes Kärnten für spartenübergreifende Kunstformen (2023).
Mehr über das Monument und die historischen Hintergründe finden Sie auf:
www.paracelsusregion.at
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